Schon in William Shakespeares Werke verdienen die Kommentare über kanarische Weine besondere Erwähnung, und zwar sowohl in der Charakterisierung seiner Figuren als auch in seinen literarischen Beschreibungen; besonders ist hier Falstaff zu nennen, der mit dem Spitznamen als "das Fässchen von den Kanaren" bezeichnet wird. Ähnliches findet sich bei Walter Scott, in Ivanhoe und bei anderen Schriftstellern. Den Befall der Weinpflanzungen durch den sog. Echten (1852) bzw. falschenRebenmehltau (1878) gaben der kanarischen Weinproduktion den Gnadenstoss, wenn auch der gute Ruf der kanarischen Weine nach wie vor erhalten blieb, wie sich bei Veranstaltungen z.B. den Weltausstellungen in Paris 1877 und in Madrid 1898 zeigte, wo diese mehrere internationalen Wettbewerbe gewannen.
Heute handelt es sich bei den kanarischen Weinen zum grössten Teil nicht mehr um jene ehemals so berühmten, starken und aromatischen Weine, sondern im Gegenteil um junge Weiss-Rot-und Rosados (Roséweine) geringeren Alkoholgehalts. Dieser Wandel ist ebenso durch eine veränderte Nachfrage bedingt, wie durch eine anderweitige Nutzung der küstennahen Gebiete, wo früher die Anbauflächen der traditionellen Weine lagen.
Die wichtigsten Weinanbaugebiete sind heute auf fünf der Inseln verteilt: auf Teneriffa, La Palma, Lanzarote, El Hierro und La Gomera. Teneriffa behauptet wie früher mit mehr als 50% der gesamten Rebfläche der Region den ersten Platz, gefolgt von La Palma und Lanzarote mit ungefähr 10% bzw. 20%.
In den achtziger Jahren begann im Weinbau der Inseln Lanzarote und El Hierro ein grundlegender Neuordnungsprozess der Unternehmensstrukturen. Ein direkter historischer Vorläufer dieser Umstrukturierung war die Einrichtung der Kellereigenossenschaft "Bodega Cooperativa de Fuencaliente" durch General Garcia Escámez in den 40er Jahren.
Neben den privaten Initiativen auf Lanzarote (die Gründung der Bodega "El Grifo" und der Bodega "Mozaga") kam es auf El Hierro auf Anregung der Inselverwaltung hin zur Einrichtung der Weinbaugenossenschaft "Cooperativa Frontera".
Auch auf Teneriffa, La Palma und La Gomera hat sich ein Prozess der Umstrukturierung vollzogen. Auf La Palma sind besonders die Einrichtung der Genossenschaft "Cooperativa del Hoyo de Mazo" und die Wiederaufnahme der Aktivitäten der "Bodega de Fuencaliente" zu erwähnen.
Auf La Gomera sind es Privatleute, die die Herausforderungen unserer Zeit angenommen haben, allen voran Fred Olson, millionenschwerer, norwegischer Grossreeder, der mit seinen modernen Fährschiffen die Inseln untereinander anfährt.
Auf Teneriffa gab 1986 die Gründung der kontrollierten Herkunftsbezeichnung für die Gegend Tacoronte-Acentejo durch die Behörde für Landwirtschaft und Fischfang der kanarischen Inselregierung den notwendigen Ansporn für eine Neuordnung, ebenso in Tacoronte selbst, wie in den anderen Anbaugebieten der Insel, besonders in La Orotava, La Guancha und San Miguel, sowie ab 1990 in Arico und Güímar im Süden Teneriffas. War die Vergangenheit der kanarischen Weine durchaus ruhmreich, so hat sich angesichts der Veränderung der Unternehmensstrukturen und der Märkte die Vielfalt und Qualität bis zum heutigen Tage rasant zum Besten entwickelt.
Der Weinanbau im Kanarischen Archipel weist auf Grund der grossen Entfernung vom spanischen Festland und des speziellen Mikroklimas enorme Eigenheiten und Abweichungen auf. Die Anpflanzungsverfahren sind verglichen mit denen des Festlands ungewöhnlich. Klassische Anbauformen wie z.B. die im "barrique" haben auf den Inseln keine Tradition, bzw. Seltenheitswert. Zum Teil werden noch Fässer aus Kastanienholz verwendet, doch haben viele Bodegas inzwischen schon auf moderne Edelstahltanks und amerikanische Eiche aufgerüstet. Die Rebe wird meistens auf flachem Boden, wie z. B. in Lanzarote, oder auf Terrassenfeldern (Teneriffa, Gomera, La Palma, El Hierro) angebaut, wobei sie in der Regel ungestützt am Boden verbleibt. Das ganzjährig milde Klima, geprägt durch Passat und Golfstrom sowie die mieralhaltige Lavaerde sorgen für das besondere Aroma. Die schwarze Vulkanasche, Lapilli genannt, wird sehr häufig zum Abdecken des Bodens um die Rebe verwendet. Zusammen mit dem rötlichen Vulkangranulat Picón regulieren beide zusammen den Feuchtigkeits-und Temperaturhaushalt durch ihre poröse Struktur. Der vulkanische Ursprung der Kanarischen Inseln verbindet diese auch in Bezug auf den Weinanbau und stellt höchste Anforderungen an die Verfahrenstechnik auf den ca. 15.000 ha die dafür zur Verfügung stehen Die Inseln mit ihrer Weintradition seit Eroberung der Spanier im 15. Jhdt. besitzen heute rund 10 DO-Gebiete, in denen hochpreisige Weine erzeugt werden.
Teneriffa verfügt gegenüber den anderen kanarischen Inseln allein über 5 DO-Gebiete, darunter das mit den höchsten Weinbergen Europas, das sich bis auf 1.800 m Höhe erstreckt.
Gran Canaria
Die Insel kann inzwischen auch DO-Gebiete vorweisen, im wesentlichen die DO Gran Canaria. Der Untergrund der Anbaugebiete ist ebenfalls vulkanischen ursprungs mit lehmigen Böden, die auf Basalt liegen und abhängig von der Lage sehr unterschiedlich sind.
La Gomera
Die Insel verfügt über kein DO-Gebiet und produziert "Vino de la Tierra"-Weine.
Lanzarote
Der Boden dieser Vulkaninsel ist mit einer dicken Schicht vulkanischen Sandes bedeckt. Die hierin enthaltenen Bimssteine sind in der Lage,auch geringe Niederschläge sowie überwiegend den nächtlichen Tau aufzusaugen. Die Feuchtigkeit hieraus wird an die darunter liegende Fruchtbare Erdschicht weitergegeben. Gegen den Meerwind geschützt werden die Anbauflächen durch Mauern, die die einzelnen in weiten Löchern bzw. Mulden wachsenden Reben umgeben. Diese Anbaumethode ist in Europa einzigartig und ermöglicht nur äusserst geringe Erträge. Bekannt für diese Anbauweise sind insbesondere die süssen Malvasiaweine, wie sie z.B. die älteste Bodega der Insel - El Grifo -, liefert.
La Palma
Die Insel ist zum Teil mit Vulkansand, aber auch mit Schotter bedeckt. Gepflanzt wird in Gräben und Löchern, die Erträge sind höher als auf Lanzarote.